Verbreitung und rechtlicher Status
Anzahl der Sprechenden
Seit Mitte der 1990er Jahre wird die Anzahl der deutschsprachigen Muttersprachler vielfach weltweit mit 98 Millionen angegeben.
www.ethnologue.com gibt die Zahl der muttersprachlichen Sprecher der deutschen Standardsprache mit 90 Millionen an.
Für den Bereich der Europäischen Union in ihren damaligen Grenzen (25 Mitgliedstaaten noch ohne Rumänien und Bulgarien) wurde im Jahre 2005 ermittelt, dass Deutsch die Muttersprache von 18 Prozent der auf dem Territorium der EU ansässigen EU-Bürger war, was rund 82 Millionen Sprechern entspricht , sodass dieser Angabe folgend für Europa von einer Mindestanzahl von 87 Millionen ausgegangen werden kann (zusätzlich u. a. in der Schweiz sowie Rumänien).
Neben allgemeinen Problemen der Bezifferung von Muttersprachlern (wie bspw. Erhebungsproblemen, Zuordnung zwei- oder mehrsprachig Aufgewachsener, Assimilierungsbestrebungen in einzelnen Staaten) tritt als Spezifikum bei der Ermittlung der deutschsprachigen Muttersprachler die Frage der Zuordnung oder Nichtzuordnung der Muttersprachler der niederdeutschen Sprache sowie der muttersprachlichen Sprecher diverser Dialekte und Mischsprachen auf, insbesondere im außereuropäischen Raum außerhalb des Verwendungsbereiches der deutschen Standardsprache.
Die Verbreitung der deutschen Sprache weltweit
Die Tabelle zeigt nur Staaten mit vermutlich mehr als 25.000 Deutschsprachigen oder Staaten die historisches deutsches Siedlungsgebiet waren. Die angegeben Zahlen beruhen zum Großteil nicht auf der tatsächlichen Zahl der aktiven Sprecher – welche so gut wie nicht erfasst werden kann –, sondern auf Hochrechnungen, Staatsangehörigkeiten, alten Auswanderungszahlen etc. Deshalb liegen einige Zahlen möglicherweise weit über oder unter den anzunehmenden tatsächlichen Werten.
Verbreitung als Muttersprache und rechtlicher Status in einzelnen Staaten

Großenteils deutschsprachige Staaten
(geordnet nach ungefähren Sprecherzahlen)
Deutschland
In Deutschland ist Deutsch die gebräuchlichste Sprache. Deutsch ist Amtssprache, wird als Standardsprache in den überregionalen Medien und als Schriftsprache verwendet. Als Sprache des Alltags wird es in vielen Regionen fast ausschließlich gesprochen (oft regional leicht eingefärbt). Der Übergang zu den deutschen Dialekten ist fließend.
In der Bundesrepublik Deutschland ist Deutsch:
Besondere Regelungen gelten für Sorbisch, Dänisch (als Sprache der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein), Friesisch und Romanes als Minderheitensprachen und Niederdeutsch als Regionalsprache. So müssen – beispielsweise – Behörden in Schleswig-Holstein und nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs auch das Patentamt in München auf Plattdeutsch gestellte Anträge bearbeiten.
Nach der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen sind die als Minderheiten- oder Regionalsprachen in Deutschland anerkannten im Einzelnen folgende:
Die landesrechtlichen Umsetzungen sind teilweise noch nicht erfolgt – dies betrifft insbesondere die Sprache Romanes. Partiell (räumlich und/oder sachlich) besitzen in Schleswig-Holstein die Regional- und Minderheitensprachen Niederdeutsch, Dänisch und Friesisch (siehe Friesisch-Gesetz) den Rang einer Amtssprache. Andere in Deutschland traditionelle (wie beispielsweise die jenische Sprache oder das Jiddisch) oder neue Minderheitensprachen wurden nicht in die Charta aufgenommen.
Ehemals verbreitete Sprachen wie Moselromanisch (im 11. Jahrhundert ausgestorben), Polabisch (im 18. Jahrhundert ausgestorben) oder Jiddisch werden heute nicht oder kaum mehr gesprochen.
Die Aufnahme der Deutschen Sprache als Bekenntnis in Artikel 22 des Grundgesetzes wurde 2008 gesellschaftlich diskutiert. Die deutsche Partei CDU verabschiedete eine solche Forderung auf ihrem Parteitag im November 2008.
Andere Parteien kritisierten den Vorstoß als ausländerfeindliche Panikmache, bzw. als unnötig, weil Deutsch selbstverständlich die Landessprache sei.
Österreich
In Österreich ist laut Artikel 8 Absatz 1 Bundes-Verfassungsgesetz (BVG) aus dem Jahre 1920 die „deutsche Sprache“ (ohne nähere Spezifikation) die Staatssprache der Republik, unbeschadet der den sprachlichen Minderheiten eingeräumten Rechte. Neben dem Deutschen sind Slowenisch in Kärnten und in der Steiermark sowie Ungarisch und Burgenlandkroatisch im Burgenland Amtssprachen.
Tatsächlich gebräuchlich ist im Alltag wie auch im staatlichen Bereich jedoch Österreichisches Deutsch als nationale Varietät (Standardvarietät) des Hochdeutschen. Diese österreichische Standardvarietät wurde daher in der II. Republik durch das Österreichische Wörterbuch staatlich normiert (erstmals 1951, als es alle alten deutschen Regelbücher ablöste).
Nach der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen sind die als Minderheitensprachen in Österreich anerkannten im Einzelnen folgende:
Schweiz
In der Schweiz (knapp 5 Millionen, d. h. 63 % der Bevölkerung, geben Deutsch als Muttersprache an) ist Deutsch auf gesamtstaatlicher Ebene Amtssprache neben Französisch, Italienisch und Rätoromanisch. Zu beachten ist, dass die in der Schweiz verwendete Form des Standarddeutschen, das Schweizer Hochdeutsch, einige Unterschiede zur Standardsprache in Deutschland aufweist. Umgangssprache ist zudem fast ausschließlich Schweizerdeutsch, eine Sammelbezeichnung für verschiedene Formen der angestammten alemannischen Dialekte.
In 17 von 26 Kantonen ist Deutsch alleinige Amtssprache, in vier weiteren Amtssprache neben Französisch (Kantone Bern, Freiburg und Wallis) bzw. neben Italienisch und Rätoromanisch (Graubünden).
Auf Gemeindeebene kann jede Gemeinde ihre Amtssprache(n) in eigener Kompetenz festsetzen.
Luxemburg
In Luxemburg ist Hochdeutsch zusammen mit Luxemburgisch und Französisch Amtssprache, wobei Luxemburgisch als Nationalsprache gilt, Französisch als "Legislativsprache". Deutsch spielt insbesondere in den Printmedien eine dominierende Rolle.
Laut Umfragen der EU geben über 90 % der Luxemburger an, sowohl Deutsch als auch Französisch auf gutem bis sehr gutem Niveau zu beherrschen. Alle öffentlichen Ämter sind gesetzlich verpflichtet, in der Sprache des Bürgers zu antworten, ohne sich jedoch in der Regel daran zu halten. Für Ortsnamen und damit auch Ortsschilder sind die amtlichen französischen Bezeichnungen maßgeblich (z. B. "Dudelange" für Düdelingen oder "Luxembourg" für Luxemburg), wobei darunter oft kursiv der Ortsname auf Luxemburgisch steht. Straßenschilder sind mehrheitlich auf Französisch und Deutsch, seltener auf Luxemburgisch beschriftet (z. B. an Autobahnen der Hinweis auf eine "Arrêt de secours/Nothaltebucht").
In den Druckmedien sind alle drei Sprachen vertreten, aber in unterschiedlicher Gewichtung, so findet man in Zeitungen zu 85 Prozent Artikel auf Deutsch, zu 12 Prozent auf Französisch und nur zu 3 Prozent auf Luxemburgisch. Auch Websites luxemburgischer Betreiber, seien es Privatleute, Schulen oder Clubs etc., mischen oft die drei Amtssprachen auf ihren Seiten, wobei das Standarddeutsche auf den offiziellen Internetseiten der politischen Parteien überwiegt.
Die offiziellen Seiten der luxemburgischen Regierung sowie von öffentlichen Ämtern sind jedoch fast ausschließlich auf Französisch.
Liechtenstein
In Liechtenstein (34.600 Einwohner) ist Standarddeutsch die alleingültige Amtssprache. Minderheitensprachen finden keine Anwendung.
Umgangssprache ist Liechtensteinisch, eine alemannische Dialektform und mit den schweizerdeutschen und vorarlbergischen Dialekten eng verwandt.
Weitere Staaten in Europa und Nordasien
(alphabetisch geordnet)
Belgien
In Belgien ist Hochdeutsch auf gesamtstaatlicher Ebene mit Niederländisch und Französisch Amtssprache. In Ostbelgien, den Kantonen Eupen und Sankt Vith, ist Deutsch Haupt-Amtssprache, daneben ist Französisch kooffiziell. Circa 78.000 Belgier geben Deutsch als ihre Muttersprache an.
Dänemark
In Dänemark wird Deutsch von den etwa 15.000 Angehörigen der deutschen Volksgruppe in Nordschleswig gesprochen und genießt Minderheitssprachrechte, ohne jedoch eine offizielle Amtssprache auf nationaler oder regionaler Ebene zu sein.
Schätzungsweise zwei Drittel von ihnen verwenden jedoch den südjütischen Dialekt der dänischen Sprache als Umgangssprache und Deutsch als Hochsprache.
Dänische Volkszählungen erfassen keine Angaben zu Sprache und ethnischer Zugehörigkeit. Deutsche Schulen in Nordschleswig sind wie andere freie Schulen in Dänemark zu über 80 % staatlich subventioniert; hierzu kommt ein besonderer Zuschlag zur Deckung des zweisprachigen Muttersprachenunterrichtes, so dass deutsche Schulen in der Praxis mit kommunalen Schulen völlig gleichgestellt sind.
Frankreich
In Frankreich werden die elsässischen und lothringisch-fränkischen Dialekte von ca. 1.200.000 Personen gesprochen, vor allem im Elsass und dem nordöstlichen Teil Lothringens. 61 % der Elsässer gaben 2001 an, über Kenntnisse in Elsässisch zu verfügen. Die Sprecherzahlen sind allerdings rückläufig, insbesondere in Lothringen und in den Städten.
Die Französische Republik erkennt trotz der Existenz von 8 regional verbreiteten Sprachen (und weiteren überregional verbreiteten) neben Französisch keine anderen Sprachen als offiziell im Sinne von Amtssprache an. Französisch ist laut Verfassung "Sprache der Republik".
Dennoch besitzen die anderen Sprachen eine offizielle Anerkennung als langues régionales – darunter für die Region Elsass und das Departement Moselle Deutsch: als lokal verbreitete Dialekte und Hochdeutsch als Schriftform und Bezugssprache dieser regionalen Mundarten. Dieser Status wirkt sich zumeist nur in der Bildungspolitik aus, da die Regionalsprachen in unterschiedlicher Intensität in der Schule gelernt werden können. Gerade der Status des Deutschen wird jedoch gegenüber anderen Regionalsprachen noch gestärkt, da infolge der Grenzverschiebungen in den Weltkriegen von einem höheren Bevölkerungsanteil mit mangelnden Französischkenntnissen ausgegangen wurde.
So erhalten Mitarbeiter von Behörden einen höheren Lohn, wenn sie Deutsch beherrschen. Einen besonders offiziellen Status erhält Deutsch dadurch, dass die offiziellen Wahlkampftexte (profession de foi), die jeder Kandidat, der sich zu einer Wahl aufstellen lässt, vorlegen muss, in einer (inhaltlich gleichen) französischen und deutschen Version sein sollen. Dabei wird nur Hochdeutsch akzeptiert.
In jeder anderen Region werden offizielle Veröffentlichungen in jeder anderen Sprache als Französisch nicht anerkannt und z. T. von den Prefekturen eingezogen. In den Kirchen finden noch manchmal gemischt- oder dialektsprachige Gottesdienste statt.
Italien
In Italien ist Deutsch regional in Südtirol (neben Italienisch und örtlich Ladinisch) Amtssprache. Daneben besitzt es auch im zur autonomen Region Aosta gehörenden und teils von Walsern bewohnten Tal von Gressoney einen co-offiziellen Status (neben Italienisch und Französisch).
Die deutsch-/alemannischsprachige Bevölkerung umfasst hier aber nur einige Dörfer. Von den etwa 487.000 Einwohnern Südtirols (Stand 2006) gaben bei der letzten Volkszählung 2001 etwa 69 % der Bevölkerung der autonomen Provinz Deutsch als ihre Muttersprache an. Seit der Autonomie Südtirols und der Mitgliedschaft in der EU und dem damit verbundenen Schengener Abkommen ist die Tendenz steigend (Volkszählung 1991 etwa 67 %).
Etwa 75 % der italienischsprechenden Bevölkerung lebt in den drei größten Städten Bozen, Meran und Brixen mit 70 %, 48 %, bzw. 26 % Anteil an der jeweiligen Stadtbevölkerung (Stand 2001). Alle öffentlichen Ämter sind gesetzlich zweisprachig, genauso wie sämtliche Orts- und Straßenschilder.
Diese und andere Beschilderungen im öffentlichen Leben waren bis zum zweiten Autonomiestatus von 1974 beinahe ausschließlich italienisch, da Deutsch diesbezüglich unerwünscht oder gar verboten war. Heute überwiegt das Deutsche außer in Bozen und Meran deutlich. Außerhalb der genannten größten Städte in Südtirol ist das Italienische de facto kaum vorhanden.
Polen
In Polen leben laut Volkszählung (2002) circa 153.000 Deutsche, etwa 0,381 % der Gesamtbevölkerung, welche Reste der deutschen Bevölkerung der ehemaligen Ostgebiete darstellen, die der Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg entgingen. Die deutsche Minderheit konzentriert sich heute hauptsächlich auf die Woiwodschaft Oppeln (Opole), wo Deutsch in immer mehr Gemeinden offiziellen Status als "Hilfssprache" erhält.
Sie ist eine national anerkannte Minderheit und der Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen ist seit 1991 aufgrund vertraglicher Regelung im polnischen Parlament (Sejm) vertreten. Des Weiteren erscheinen mehrere deutschsprachige Zeitungen in Polen mit Auflagen bis zu 10.000 Stück und es gibt neben dem halbstündigen deutschen Programm von Radio Polonia auch eine deutschsprachige schlesischen Radiosendung namens "Schlesien Aktuell" und eine deutsche Fernsehsendung Schlesien Journal.
In der Hauptstadt Warschau ist die deutsch-polnische Begegnungsschule Willy-Brandt-Schule in der auch in deutscher Sprache unterrichtet wird. Mehrsprachige Ortsschilder werden laut polnischem Recht ab einem Minderheitsanteil von mindestens 20 % in der jeweiligen Gemeinde oder Stadt verwendet, welche in der Woiwodschaft Oppeln stellenweise erreicht wird. Oftmals werden aber auch private, zweisprachige Beschilderungen in Gemeinden mit etwas geringerem Anteil, wie z. B. Popielow, aufgestellt.
Russland
In Russland ergab die letzte Volkszählung im Jahre 2002 eine Gesamtzahl von 597.212 Deutschen, davon alleine 350.000 in Sibirien. Nur ein Teil der Russlanddeutschen spricht jedoch Deutsch als Muttersprache.
Deutsch ist anerkannte Verkehrssprache der deutschstämmigen Bevölkerung in den beiden westsibirischen Nationalkreisen Asowo (Gebiet Omsk) und Halbstadt (Altai-Region).
Rumänien
In Rumänien leben etwa 40.000 bis 50.000 deutsche Muttersprachler, was etwa 0,2 bis 0,3 % der rumänischen Bevölkerung entspricht. Diese Bevölkerungsgruppe setzt sich hauptsächlich aus den Siebenbürger Sachsen sowie den Donauschwaben zusammen.
Aufgrund der massiven Abwanderung der jungen Generationen nach Deutschland und Österreich vor allem nach 1990 leiden diese Bevölkerungsgruppen jedoch unter einer starken Überalterung; das Durchschnittsalter liegt bei etwa 69 Jahren. Trotz dieses niedrigen Bevölkerungsanteils wird die Deutsche Sprache weitläufig als kulturelles Erbe angesehen, genießt alle Rechte einer Minderheitensprache und ist vor allem in Städten und Gemeinden wie z. B. Hermannstadt, Schäßburg, Temeswar oder Sathmar präsent, weshalb dort auch des Öfteren mehrsprachige Beschilderungen zu finden sind.
Darüber hinaus ist die deutsche Minderheit durch die Partei „Demokratisches Forum der Deutschen in Rumänien“ auch politisch aktiv und stellt beispielsweise den gegenwärtigen (2007) Bürgermeister von Hermannstadt. In den Verdichtungsgebieten der deutschen Minderheit mit bis etwa 5 % Einwohneranteil besteht auch nennenswerte deutsche Infrastruktur in Form von Kindergärten, Grund-, Haupt- und Hochschulen sowie Theatern, aber auch Zeitungen wie der wöchentlichen Hermannstädter Zeitung.
Tschechien
In Tschechien existiert noch eine kleine deutsche Minderheit von etwa 41.200 Menschen (0,4 % der Gesamtbevölkerung), Überreste der Sudetendeutschen, die der Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg entgangen waren. Die Zahl der deutschen Muttersprachler sinkt beständig, da vor allem die jüngeren Generationen der Minderheit einem extremen Assimilationsdruck des
Tschechischen ausgeliefert sind und zum großen Teil nicht mehr mit Deutsch aufwachsen. Die Bezeichnung "Sudetendeutsche" ist darüber hinaus auch nicht mehr gebräuchlich, stattdessen verwendet man gewöhnlich den Begriff "Deutsche in Tschechien", welche seit der Wende 1990 gewisse Minderheitenrechte genießen und in der "Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien" sowie im "Kulturverband der Bürger deutscher Nationalität" organisiert sind.
Deutsche Infrastruktur, wie Kindergärten, Schulen, Straßen- oder Ortsschilder existieren flächendeckend nicht mehr und die deutsche Sprache hat weder regionales noch nationales Amts- oder Verkehrsprachenstatut. Es erscheinen jedoch deutschsprachige Wochenzeitungen wie die "Landeszeitung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien" und die "Prager Zeitung".
Ungarn
Die deutsche Minderheit in Ungarn (Ungarndeutsche) genießt Minderheitenrechte, ist jedoch, besonders in den jüngeren Generation, bereits weitgehend assimiliert, so dass Deutsch meistens nur noch als Fremdsprache gelernt wird. Offiziell spricht man von etwa 200.000 Ungarndeutschen.
Tatsächlich dürften davon aber höchstens noch etwa 50.000 deutsche Muttersprachler sein (etwa 0,5 % der Gesamtbevölkerung). Da die Minderheit sehr zerstreut über das Land lebt und nur wenig Identitätsbewusstsein hat, spricht man daher oft von einer Doppelidentität der Ungarndeutschen. Zweisprachige Orts-, Straßen-, Verkehrs- und Amtschilder findet man beispielsweise in der Stadt Ödenburg (Sopron) nahe der österreichischen Grenze und vereinzelt auch in anderen Landesteilen.
In anderen Gebieten mit größerer deutscher Minderheit gibt es sehr vereinzelt deutsche Kindergartengruppen oder Schulklassen. Die deutsche Minderheit in Ungarn ist in der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen organisiert.
Übersee
(alphabetisch geordnet)
Australien
Laut den Ergebnissen der letzten Volkszählung sprachen im Jahre 2006 AD 77.576 oder etwa 0,4% der damals bekannten 19.855.287 Einwohner Australiens zuhause deutsch. Die meisten dieser Deutsch-Sprecher lebten, wie die Mehrheit der Gesamt-Bevölkerung, in den Millionen-Städten des Landes (Melbourne, Sydney, Brisbane, Perth, Adelaide). Den größten Anteil an der Gesamt-Bevölkerung mit festem Wohnsitz bildeten die Deutsch-Sprecher in Adelaide (0,57%) und seinen Vororten (0,68%), der Sunshine Coast (0,64%) und Gold Coast (0,52%), der Cape-York-Halbinsel einschließlich der feuchten Tropen mit Cairns und Umland (0,61%), sowie einem Teil des Grenzgebietes zwischen Neu-Süd-Wales und Victoria (0,52%), sowie außerdem in Melbourne und entlang der Küste von Neu-Süd-Wales.
Zu diesen praktizierenden Deutsch-Sprechern kommen diejenigen hinzu, die Deutsch beherrschen, es aber nicht mehr täglich verwenden.
Noch über diese hinaus ist die Zahl der Deutsch-Stämmigen wesentlich höher, beträgt vielleicht etwa eine halbe bis eine Million Menschen oder mehr, ist aber damit im Vergleich zum Anteil der Deutsch-Stämmigen an der Bevölkerung der Vereinigten Staaten von Amerika dennoch ziemlich gering. Dessen ungeachtet spielten einige Deutsche eine recht bedeutende Rolle in der Geschichte insbesondere der Entdeckung und Erforschung Australiens.
Brasilien
Wahrhaft repräsentative und fundierte Zahlen zur Zahl der deutschen Muttersprachler in Brasilien gibt es nicht. Schätzungen zufolge leben in Brasilien jedoch circa 2 bis 5 Millionen Deutschstämmige, von denen etwa 850.000–900.000 bilingual (Deutsch und Portugiesisch) sein dürften und somit als deutsche Muttersprachler gewertet werden könnten. Diese Bevölkerungsgruppe konzentriert sich im Wesentlichen auf die Staaten Santa Catarina und Rio Grande do Sul im Süden des Landes und hier eher auf kleine, nicht an der Küste liegende Städte.
Beispiele hierfür sind Pomerode, Santa Rosa de Lima oder Treze Tilias, in denen noch große Teile der Bevölkerung Deutsch sprechen. Während diese Region Anfang des 20. Jahrhunderts noch hauptsächlich deutschsprachig war, wurde die Deutsche Sprache durch Assimilation und durch Unterdrückung oder gar Verbot in der Mitte des 20. Jahrhunderts – besonders während des Zweiten Weltkrieges – durch Portugiesisch verdrängt.
Im Laufe der Jahre hat sich die Situation jedoch maßgeblich geändert, so dass heute die deutsche Sprache als kulturelles Erbe besonders gefördert wird und der Region um Blumenau sogar als touristisches Aushängeschild dient, obgleich gerade hier die deutsche Sprache nur noch begrenzt gesprochen wird. Deutsche Infrastruktur in Form von Zeitungen und Schulen existiert zwar begrenzt, doch im öffentlichen Bereich ist Deutsch kaum vorhanden, da Portugiesisch alleinige Amtssprache ist und der Schaden durch Unterdrückung an der deutschen Sprachgruppe in Brasilien zu groß und andauernd war, um reversibel zu sein.
Kanada
In Kanada sprechen 438.000 Menschen Deutsch als Muttersprache, darunter auch viele Mennoniten etwa in Ontario. Das entspricht etwa 1,5 % der Gesamtbevölkerung. In Kanada sind Französisch und Englisch Amtssprachen.
Namibia
Deutsch war mit Afrikaans und Englisch Amtssprache im damaligen Südwestafrika in der Zeit der Apartheid von Juni 1984 bis zur Unabhängigkeit Namibias 1990. Seitdem ist Englisch die einzige landesweite offizielle Amtssprache und Deutsch nunmehr Verkehrssprache und eine von etwa 20 "Nationalsprachen" des Landes und wird somit gezielt von der namibischen Regierung gefördert.
Die deutsche Sprache steht außerdem unter besonderem Schutz und ist als Teil der namibischen Kultur gesetzlich verankert. Diese Sprachpolitik darf jedoch nicht als Herabsetzung des Deutschen, des Afrikaans oder der zahlreichen afrikanischen Sprachen gegenüber dem Englischen gesehen werden.
Die junge Nation Namibia wollte vielmehr eine "neutrale" und leicht erlernbare Sprache zur alleinigen Amtssprache erheben, welche keine der bestehenden Bevölkerungsteile bevorzugt um die Integrität des Landes zu gewährleisten. Etwa 30.000 Namibier (etwa 1,5 % der Gesamtbevölkerung) geben Deutsch als ihre Muttersprache an. Afrikaans und Englisch sind jedoch auch nicht viel weiter verbreitet, besonders unter der ländlichen schwarzafrikanischen Bevölkerung, welche den Großteil der Einwohner des Landes darstellt.
Paraguay
In Paraguay haben laut Ethnologue 166.000 Personen Standarddeutsch als Muttersprache, darunter 19.000, die Standarddeutsch und Plautdietsch zusammen als Muttersprache haben. Hinzu kommen weitere 19.000 Personen, deren Muttersprache allein Plautdietsch ist.
Eine wichtige Gruppe unter den deutschsprachigen Einwohnern Paraguays sind die deutschsprachigen Mennoniten, die seit 1927 meist aus Russland eingewandert sind. Durch weitere Zuwanderung aus den Vereinigten Staaten, Kanada und Mexiko beläuft sich ihre Anzahl inzwischen auf 45.000-50.000 Personen. Sie leben vor allem im Nordwesten des Landes und im Chaco, wo sie eine zahlenmäßig unbedeutende, aber mit großer Wirtschaftskraft und bestimmten Privilegien ausgestattete Minderheit bilden. Sie sprechen meist den niederdeutschen Dialekt Plautdietsch. Dennoch spielt das Hochdeutsche in den mennonitischen Kolonien eine signifikante Rolle: insbesondere als Kirchen-, Schul- und Verwaltungssprache sowie als Sprache der Medien.
5 bis 7 % der paraguayischen Bevölkerung sind Einwanderer deutscher Herkunft. Die Volkszählung im Jahr 2002 belegt 1838 (ca. 0,035 % der Bevölkerung) in Paraguay lebende Personen, die in Deutschland geboren sind. In der Regierungszeit des deutschstämmigen Diktators Alfredo Stroessner, der von 1954-1989 das Amt des Staatspräsidenten inne hatte, sind zehntausende aus Brasilien stammende Deutschbrasilianer eingewandert. Allein in den Jahren 1973/74 waren es 42.000, vor allem in die Departamente Alto Paraná, Caazapáy, Itapua, Canendiyú, Caaguazú und San Pedro. Allein in diesen Departamenten leben heute weit über 100.000 Deutschbrasilianer in 9 Groß- und 45 Randsiedlungen. Ein weiteres Zentrum der Einwanderung liegt um Hohenau herum mit mindestens 30-35.000 Deutschbrasilianern. Seit dem Sturz Stroessners im Februar/März 1989 kamen weitere 150.000 Deutschstämmige aus Südbrasilien dazu. An der argentinischen Grenze wohnen auch viele polnisch- und ukrainischstämmige Menschen.
USA
Heute wird Deutsch in den USA von etwa 1,5 Millionen Menschen gesprochen.
Einer Hochrechnung des U.S. Census Bureau auf der Grundlage des American Community Survey von 2003 zufolge ist es Heimsprache von 1.094.000 Einwohnern der Vereinigten Staaten und liegt damit an siebter Stelle unter den meistgesprochenen Sprachen.
Dass Hochdeutsch beinahe Amtssprache der USA geworden wäre, ist ein Gerücht, das auf eine Fehlinterpretation zurückzuführen ist (Mühlenberg-Legende). Tatsächlich bezog sich dieses Gerücht auf den gescheiterten Versuch, Gesetzestexte im Staat Virginia in Zukunft auch auf Deutsch veröffentlichen zu lassen.
Allerdings stellen die Deutschen wohl insgesamt, je nach Rechnungsweise, die zahlenmäßig bedeutendste oder zweit-bedeutendste Gruppe von Vorfahren der heutigen Bevölkerung der Vereinigten Staaten von Amerika dar, um den ersten Platz mit Nachfahren von Einwanderern von den britischen Inseln (Engländern, Schotten, Kymren, Iren -- je nachdem, ob diese zusammengerechnet werden, oder nicht, und wer als Deutscher gilt; siehe Census) konkurrierend.